gen Osten,  Deutschland

Bamberg und Nürnberg

7./8.+10.3.2023

Nun bin ich schon eine Woche auf der Reise. Es wird Zeit, mich nach einer warmen Dusche und einer Gelegenheit zum Wäsche waschen umzuschauen. Außerdem ist für die nächsten Tage viel Regen angesagt. Da tut ein Platz unter einem festen Dach sehr gut.

Ich schreibe über die Plattform warmshowers.org, einem Zusammenschluss von Radreisenden, zwei Frauen in Bamberg an. Heike startet selber zu einer Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg. Doch Erika ist trotz Terminen und Räumen im Haus bereit, mich aufzunehmen. Sie hat auch einen Tipp für ein Ausrüstungsgeschäft, denn meine Luftmatratze ist bei der Kälte der letzten Tage überfordert. Jahre lang hatte ich nie Probleme mit ihr, selbst auf meinen Winter-Radtouren. Durch nun ist sie von unten einfach zu kalt. Vielleicht löst sich nach mehreren Jahren einfach die Isolierung? Ich entschließe mich jedenfalls, meine Ausrüstung nachzubessern, denn nachts zu frieren ist keine gute Idee!

Nach schneller Fahrt am Main mit Rückenwind komme ich dank Navi gut bei Alpin-Roland an. Ich hatte mich telefonisch schon erkundigt und angemeldet. Der Laden ist voll mit Ski-Kundschaft, dennoch nimmt er sich Zeit für eine ausführliche Beratung. Es wird wieder eine Exped-Matte: das neue Modell, etwas breiter und vor allem eine Stufe wärmer. R-Wert 5! Ein Kompromiss zwischen Packmaß, Gewicht und Komfort. Ich bin gespannt!

Bamberg ist auf sieben Hügeln erbaut, auf einem von Ihnen wohnt Erika in einem gemütlichen Sechzigerjahre-Haus. Nach der herzlichen Begrüßung gehe ich schnell duschen und dann starten wir schon zu einem Konzert in der Villa Concordia. Dort werden jedes Jahr zwölf Stipendiaten aus verschiedenen Kunstbereichen aufgenommen und präsentieren das Jahr über regelmäßig ihre Ergebnisse. Heute Abend ein experimentelles Klangkonzert von dem Trio contagious (Andrea Neumann, Mieko Suzuki, Sabine Ercklentz), das sich in einem Spannungsfeld von elektronischer Musik, Improvisation, Komposition, Performance und Klangkunst bewegt.

Am nächsten Morgen kommt dann, was vorausgesagt war: Schnee! Im Laufe des Tages wird er zu Regen, der den ganzen Tag nicht endet. Ich entschließe mich, Erikas Angebot, eine zweite Nacht zu bleiben, zu folgen. So verbringe ich den Tag mit sortieren, neu packen, schicke ein Paket überflüssigen Dingen nach Hause und vor allem mache ich eine Rundfahrt durch das wunderschöne Bamberg.

Die Altstadt ist einer der größten weitgehend unversehrt erhaltenen historischen Stadtkerne in Deutschland und seit 1993 offiziell als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt. Das alte Rathaus ist mitten auf einer künstlichen Insel in der Regnitz erbaut. „Klein-Venedig“ werden die alten Fischerhäuser direkt im Fluss genannt. Und der Domplatz mit Alter Hofhaltung, der neuen Residenz und dem Rosengarten darf ebenfalls nicht vergessen werden. Der erste Dom wurde schon 1002 hier erbaut. Inzwischen steht nach zweimaligen Brandkatastrophen der dritte im spätromanisch-frühgotischen Stil. In ihm sind das Kaiserpaar Kunigunde und Heinrich II sowie Papst Clemens II begraben.
Seit dem Mittelalter wird mitten in der Domstadt Gemüsegartenbau betrieben. Da das Hauptprodukt (Steck)zwiebeln war, deren Grün heruntergetreten werden musste, werden die Bamberger im Volksmund bis heute „Zwiebeltreter“ genannt. Die mittelalterlichen Strukturen der Hausgärten mit ihren weiten, freien Räumen sind sichtbar erhalten, bundesweit sind solche Anbauflächen inmitten einer Stadt einmalig.

Später kochen wir gemeinsam Ofengemüse. Und abends gehen wir in die Kneipe, damit ich die berühmte Bamberger Biertradition kennenlernen kann. Danke, Erika! Für alles, was du bist und teilst! Ich habe mich sehr wohl gefühlt, auftanken können und so viel über Grundöfen gelernt!

Erikas Grundofen mit Backrohr

Am nächsten Vormittag fahre ich frisch gewaschen und gut erholt weiter. Der größte Regen ist vorbei. Nach zwei Nächten an Pegnitz und Ludwig-Donau-Main-Kanal komme ich in Nürnberg an.

Hier fahre ich hoch zur Kaiserburg, eine der bedeutendsten Kaiserpfalzen des Mittelalters. Zwischen 1050 und 1571 hielten hier alle deutschen Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reichs ihre Hof-, Reichs- und Gerichtstage ab.

Vom 11. – 13. Jahrhundert entstand auf dem Burgfelsen hauptsächlich durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1123-1190) und seine Nachfolger eine der größten und prachtvollsten Burganlagen des Reiches. Die Kaiserburg wurde nur während der Kaiserbesuche bewohnt, der ständige Verwalter des Kaisers lebte in der Burggrafenburg auf dem östlichen Burgfelsen.

Solche Städte sind absolut eine Reise wert! Ich rolle gern durch die Gassen, vorbei an Sehenswürdigkeiten und unbekannteren Ecken. Besonders gut geht es ohne Gepäck, wie in Bamberg. Natürlich kostet es Zeit. Ein Jahr ist lang! oder doch nicht? Ich will Fahrradfahren – vorankommen – verweilen – sehen – begegnen – genießen. Es wird Städte geben, die ich nicht so ausführlich besichtige…

9 Kommentare

  • Thomas Stark

    Liebe Anke, wie inhaltsreich und enthusiastisch Du von Deinen bisherigen Erlebnissen berichtest! Wunderbar! Lasse es Dir gut gehen ! Thomas

  • Kathrin

    Liebe Anke, danke für die schönen Eindrücke, die du mit uns teilst. Es ist fast ein bisschen so, als wäre man im Gepäck dabei. Ich freue mich immer, wenn ich eine Benachrichtigung über einen weiteren Blog-Eintrag erhalte. Liebe Grüße von Kathrin

  • Papa

    Sehr schön!
    Vor 5 Jahren bin ich mit Mama mit dem Rad u.a. von Nürnberg nach Bamberg gefahren. In Nürnberg haben wir die Kaiserburg wegen Dauerregen nicht besichtigt, aber dafür den Dürer-Hasen gesucht und gefunden.
    Alles Liebe und Gute,
    Mama und Papa

  • Erika

    Liebe Anke,
    wirklich sehr schön wie du deine Erlebnisse beschreibst. Ich freue mich schon auf deine weiteren Berichte.
    Gute Fahrt und warme Nächte auf der neuen Matratze wünscht dir
    Erika

  • Jörg

    Hallo Anke, jetzt komme ich auch endlich dazu, deinen Blog zu lesen und habe mich natürlich sofort in die Mailingliste eingetragen.

    Wenn dir nochmal von unten kalt ist, leg einfach eine leichte Rettungsdecke zwischen die Matratze und den Boden. Etwas anderes machen die Matratzenhersteller ja auch nicht, um den K Wert zu erhöhen.

    Die Rettungsdecke (also diese leichten Alufolien, die in jedem erste Hilfe Kasten zu finden sind) ist sowieso ziemlich sinnvoll, auch wenn es mal unvermittelt schauert, kannst du dich mit samt dem Fahrrad einfach drunter hocken.

    Wenn du nach Ingolstadt kommst, dann melde dich bei Lennart. Dort findest du auch Essen, Wärme, eine Dusche und einen überdachten Platz zum Schlafen.

    Ich wünsche dir allseits genügend Luft zwischen Felgen und Wegen und freue mich auf die nächsten Teile deiner Reise.

    • KAHo

      Hallo Jörg, danke für den Tipp!
      Die Rettungsdecke habe ich mit und hatte sie tatsächlich auch genutzt. Ebenso die Fleecedecke. Hat nicht gereicht.🤷🏻
      Mit der neuen Matratze geht es mir gut 😊 Manchmal muss man in neue Ausrüstung investieren…

  • Cordula Molthan

    Einen wunderschönen guten Tag liebe Anke,

    ich bin eine Freundin von Margrit und begleite sie in Deiner Abwesenheit mehr als sonst. Wie schön diese Idee, das wir Deinen Weg begleiten können. So kann ich mich mit Margrit über Deine Einträge, Bilder, Geschichten und Deine Aufenthaltsorte austauschen. Gestern war ich geschäftlich in der Fiedelerstraße und habe besonders an Dich gedacht.
    Ich erfreue mich an der Teilhabe Deiner Reise.
    Der Sinn meiner E-mail-adresse wird Dich begleiten.

    Bleib gesund❣️

    Mit HERZlichen Grüßen für einen wunderbare Zeit und mit einer LIEBEvollen Umarmung von Cordula

    Gehe Deinen Weg mit Ruhe und Gelassenheit,
    lass den Lärm außen vor und schaue auf das Licht.
    Suche Orte auf,
    die Dir gut tun und tue selbst Gutes.

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