Die Donau in Niederösterreich

22.-24.3.2023

Weiter schlängelt sich die Donau durch die Landschaft. Breite asphaltierte Radwege folgen dem Ufer. Mal durch enge Täler, mal durch breite Wiesen. Irgendwo hier habe ich unbemerkt die 1000 km überschritten. Vielleicht in der Stadt Ybbs, deren Name mich die Tage immer an meine heiß geliebte Kinder-Zeitschrift erinnerte – die mit dem Gimmick, genau!

Rund 90 Kilometer hinter Linz erreicht der Strom Melk mit seinem gewaltigen Benediktinerstift. Die schlossartige Barockanlage ist das größte niederösterreichische Kloster und liegt auf einer Bergzunge mit einer großartigen Schauseite zur Donau hin.

Inzwischen fühlt es sich wirklich nach Frühling an. Ich packe die Wintersachen weg, schlafe in meiner Hängematte und nutze die nun immer häufiger erscheinen E-Bikes zum Windschatten fahren. Nein, inzwischen bin ich nicht mehr die einzige Radreisende. Mit einem Ehepaar komme ich ins Gespräch, es erzählt mir begeistert von der gerade beginnenden Marillen-Blüte in der Wachau, für die es sich aufgemacht hat. Das trifft sich gut! Denn auch ich fahre nun durch diese – wie es heißt, eine der schönsten – Donaulandschaften, die Wachau, die an Spitz und Dürnstein vorüber bis nach Krems reicht. Im Jahr 2000 wurde sie als Kulturlandschaft Wachau in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.

Oh ja, man merkt es! Auf einmal liest man die Beschilderung der Andenken auf Englisch, die Postkarten kosten doppelt so viel, Führungen mit erhobenen Regenschirmen und Bändchen um den Hals finden statt. Dürnstein ist auch wirklich ein malerisches Städtchen inmitten der Weinberge mit der berühmten blauen Kirche und der Ruine der Burg, in der Richard Löwenherz gefangen halten wurde. Bei Spitz liegt der Tausendeimer-Berg, rund 1000 Eimer (56.000 Liter) Wein sollen von diesem Berghang geerntet worden sein. So ergiebig ist diese Gegend. Ein Weinbaubetrieb reiht sich an den anderen…

Mit der „Venus von Willendorf“ gibt es hier ein weiteres Highlight: die älteste (30.000 Jahre) gefundene Frauenfigur in Österreich. Das Original der 11cm große Figurine ist im naturhistorischen Museum in Wien zu sehen. Nette Anmerkung: Ende 2017 stufte Facebook Fotos der Venus von Willendorf, die eine Nutzerin von Facebook geteilt hatte, als Pornografie ein und zensierte sie. Später entschuldigte sich das Unternehmen und teilte mit, dass es für Statuen eine Ausnahme gäbe.

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Auf österreichischem Staatsgebiet liegen elf Donaukraftwerke, sie bilden die Basis der österreichischen Stromversorgung. Viele davon können als Brücken genutzt werden, zumindest mit dem Fahrrad. Das ist gut! Denn trotz des beginnenden Frühlingswetter fahren die Fähren hier immer noch nicht.

Auf der Karte lese ich „Atomkraftwerk“. Als ich vorbei fahre und die Schilder lese, bin ich erstaunt und amüsiert: dieses AKW ging nie in Betrieb. Nach der Errichtung für 14 Milliarden Schilling lehnten 50,47% der Abstimmenden bei einer Volksabstimmung 1978 die Inbetriebnahme ab. Danach kam es zu heftigen Diskussionen, der damalige Bundeskanzler hatte angekündigt, im Falle eines Votums gegen das Kraftwerk zurückzutreten. Tat er dann aber doch nicht. In der Folge führte die Nichtinbetriebnahme zum Atomsperrgesetz, nach welchem in Österreich auch in Zukunft keine Kernkraftwerke ohne Volksabstimmung gebaut werden durften. Es wurde hinterher als Ersatzteilspender für andere Kernkraftwerke und als Ausbildungszentrum genutzt. Des Weiteren auch als Ausweichquartier für Schulen, Drehort von Filmen und Musikfestival-Standort. Derzeit erzeugen 2.300 an der Fassade und im Freigelände installierte Solarmodule Energie. Nun ist es also doch ein Kraftwerk!

Anschließend durchquere ich am Rande der Donau das Tullnerfeld, eine weitere landwirtschaftlich geprägte Niederungslandschaft. Tulln wurde bereits als Römerort genannt. Die Stadt hat noch sehr bemerkenswerte alte Häuser, dazu fand hier 2008 die Landesgartenschau statt, die sich vielerorts immer noch bemerkbar macht, zurecht wird sie „Stadt der Gärten“ genannt. Hier, im Geburtsort von Egon Schiele, liegt das Schiff von Friedensreich Hundertwasser, auf dem er zehn Jahre lang wohnte und malte.

Tulln geht nahezu ohne Übergang in die Vororte von Wien über. Ich bin gespannt auf diese große Metropole!