gen Osten,  Österreich

Die Donau in Oberösterreich

18.-21.3.2023

Meinen ersten Grenzübergang bekomme ich gar nicht mit, obwohl ich ihn erwarte und nach ihm ausschaue… Erst am nächsten Morgen bekomme ich einen Tipp und fahre 5 Minuten zurück. Kein Wunder, dass ich ihn übersehen habe: von der deutschen Seite gesehen steht dort gar nichts! Von der österreichischen Seite zumindest ein Schild: „Staatsgrenze“. Nun bin ich also im Ausland. Es wirkt nicht so: die Landschaft ist unverändert wunderschön, die Leute sprechen ähnlich unverständliches Deutsch, auch alle Schilder kann ich noch lesen. Und doch ist es Österreich! Nun bin ich nicht mehr zu Hause, ich bin zu Gast! Wie auf meiner gesamten weiteren Reise. Was für ein unverdientes Geschenk, willkommen zu sein als Gast!

Kurz hinter der Grenze schlafe ich zum ersten Mal ohne Zelt. Es ist wärmer geworden und soll trocken bleiben. Ich genieße die Sterne über mir, die nahen Geräusche, die leichte Brise. Hier ist eine Feuerstelle am Kiesstrand und so entfache ich mit Treibholz mein erstes Lagerfeuer.
Als ich am nächsten Morgen noch im Schlafsack liege, begrüßt mich ein Mensch. Christopher, der sein Blick schweifen lässt und – ohne zu suchen – Herzsteine findet. Wir kommen ins Gespräch, das andauert bis in den Nachmittag. Wir beide sind erfreut und dankbar über das, was geschieht, wenn man offen ist, aufeinander zugeht, wenn man sich begegnet. Zum Abschied kehren wir in einer Fahrradjause ein und ich lerne, dass beim Erdäpfelkäsebrot die Kartoffeln nicht im Brot sind, sondern im Käse!

Weiter geht es! Rechts von mir die Donau – ganz breit, mächtig und ruhig – links von mir des hügelige Mühlviertel. An der Schlögener Schlinge fließt die Donau quasi rückwärts, sie wendet sich in einer engen, nach links gekurvten Kehre um 180 Grad von südöstlicher auf nordwestliche Fließrichtung. Wie dies eigentlich möglich war, beraten die Geologen bis heute. Soviel ist sicher: In den weichen Schichten des Tertiär suchte sich die Donau noch frei ihr kurvenreiches Bett. Durch die nachfolgende Hebung der Landmasse blieb dem Fluss kaum etwas anderes über, als sich mehr als 200 m tief einzugraben. Auf diese Weise entstand das heute bestehende Engtal. Hier allerdings hat sich der Granit als stärker erwiesen und die Donau zu diesem Richtungswechsel gezwungen.
Ich klettere zu Fuß auf den Berg, um den Ausblick von oben auf dieses Naturschauspiel zu genießen.

Nach kurzer Weiterfahrt lege ich mich zum Schlafen ans Ufer. Früh am Morgen bieten sich spektakuläre Ausblicke aus meinem Schlafsack. Später paddeln zwei Kanufahrer nur 2 m entfernt von mir vorüber. Wir grüßen uns, verbunden in dieser Natur.

Auf der nächsten Etappe ist eine Sperrung angekündigt. Sprengungen und Räumungen finden statt. Die Umleitung geht entweder über zwei Fähren oder über den hohen Berg. Die Fähren fahren noch nicht. Also mache ich mich auf und erklimme 500 Höhenmeter in Steigung von bis zu 14 %, um von dort eine herrliche Aussicht und beglückende Abfahrt zu genießen. Interessant, dass solche Strecken nur noch Menschen mit E-Bike zugetraut werden!

Weiter geht es durch die frühere Stahl- und heutige Kulturmetropole Linz und die Gedenkstätte des KZ Mauthausen, über die ich in einem weiteren Beitrag berichten werde, in ein neues Bundesland: Niederösterreich.
Auf dem Weg komme ich durch eine große Umsiedlungsfläche. Zum Hochwasserschutz wurden hier im Machland nach dem Jahrhundert Hochwasser 2002 fünf Dörfer mit 250 Häusern umgesiedelt. Kein Wunder, dass die Karten in meinem alten Bikeline-Führer nicht mehr stimmen!
Wenig später rieche ich in einem Wäldchen Knoblauch. Ich mache mich auf die Suche und finde schnell eine große Fläche Bärlauch! Dieser bereichert mir viele Tage, frisch und als Pesto, mein Essen.
Das Wetter ist inzwischen deutlich wärmer, der Himmel meist blau. Ich radele immer noch ohne Probleme, keine Pannen, keine Unfälle. Viele Begegnungen, viel Lächeln, das Reisen macht Spaß!

Ein Kommentar

  • eva

    Liebe Anke, jetzt bist du also in Österreich, schön, dass ich dich aus der warmen Wohnung begleiten kann. allein .bei dem Gedanken, jetzt schon im Freien zu übernachten, friere ich. Aber ich beneide dich um deinen Mut und deine tollen Erlebnisse. Bärlauch gibt es bei mir morgen auch, aber als Gnocchi, frisch gepflückt aus dem Garten.
    Genieße die Fahrt, lg Eva

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