gen Osten,  Balkan

Die Donau in Ungarn – Nord

27-30.3.2023

Ich komme über die Donaubrücke aus Štúrovo (Slowakei), dieser Übergang über den Fluss war nach der Sprengung im zweiten Weltkrieg für mehr als 50 Jahre unpassierbar. Seit 2001 dient die Maria-Valeria-Brücke jetzt wieder als regionaler Grenzübergang. Auch für mich – ich bin in Ungarn, Land Nr. 4! Schon von weitem zeigt mir der mächtige Dom den Weg zu meinem nächsten Ziel: Esztergom. Die 1838-1846 errichtete Kathedrale Mariä Himmelfahrt und St. Adalbert ist die größte Kirche Ungarns und einer der größten Kirchenbauten Europas. In ihr befindet sich das größte auf einer Leinwand gemalte Altarbild der Welt.

Esztergom ist die für Ungarn historisch wohl bedeutendste Stadt vor dem Donauknie: ehemalige Hauptstadt, Krönungsort vom ersten ungarischen König, Stephan dem Heiligen, im Jahr 1000. Mit den ersten bekannten Siedlern (Kelten) schon ab 150 v. Chr. ist sie eine der ältesten Städte des Landes. Das „ungarisches Rom“, wie Esztergom auch genannt wird, wurde sogar schon im Nibelungenlied erwähnt! Esztergom war vom 10. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts Hauptstadt des Königreichs Ungarn. Die Zerstörung der Stadt bei der Belagerung zu Weihnachten 1241 im Mongolensturm führte dazu, dass Buda zur Hauptstadt wurde.

Nach einer weiteren romantischen Nacht am Strand komme ich am nächsten Tag zum Donauknie, eine der reizvollsten Landschaften Ungarns. Über 20km zwängt sich die Donau zwischen steile Berghänge. In diesem Teil Ungarns befinden sich die meisten historischen Baudenkmäler. Die Römer waren die ersten, die das Gebiet nachhaltig prägten. Vorher war der Strom nur für die am Ufer lebenden Volksstämme wichtig gewesen. Im Römischen Reich wurde er zur Grenzlinie, zum Donaulimes. Ab dem um rund 90 Grad abknickenden Donauknie fließt die Donau nun für rund 500 Kilometer strikt südwärts. Zwei weitere Städte beeindrucken mich auf dem Weg nach Budapest:

Visegrád hatte damals eine wichtige strategische Rolle am Donauknie. Oben auf dem Berg wurde ein römisches Castell errichtet (više grad = „hohe Burg“), später kam ein königliches Schloss (als Sommersitz genutzt) dazu. Ich mache mich zu Fuß auf, den Hügel zu erklimmen und genieße oben das mächtige Bauwerk und die gewaltige Aussicht. Ohne Fahrrad fühle ich mich auf einmal ganz leicht! Ich komme am Stellen, zu denen mir das Fahrrad sonst den Weg versperrt. Das war mir vorher bewusst. Dennoch habe ich mich für das Fahrrad und gegen das Wandern entschieden. Zu groß wiegt der Vorteil für mich, schneller voran zu kommen und mehr transportieren zu können. Und wandern kann ich ja trotzdem! Ich habe einen leichten Rucksack dabei, der mich für mindestens eine Woche flexibel sein lässt.

Kurz danach fahre ich wieder glücklich mit meinem Fahrrad durch Szentendre, ein schnuckeliges Städtchen. Es sieht noch heute so aus, wie im 18. Jahrhundert errichtet. Das fanden viele vor mir auch schon, so dass sich hier im 19. Jhd. eine Künstlerkolonie bildete. Heute kommen viele Touristen hierher. Kleine Cafés, bunte Dekoration, ein Genuss hier langsam hindurch zu rollen!

Wenige Kilometer später entdecke ich direkt am Fahrradweg ein wundervolles Stück Land Art. Der Künstler selbst ist gerade da und gestaltet kleine Details. Überall sind Vögel, 1000 wundervolle Kleinigkeiten gibt es zu entdecken! Später erfahre ich, dass dies ein sehr bekannter Künstler, Tamás Kánya, war. Wie beschenkt ich mich oft fühle durch die vielen Dinge, die mir am Wegesrand begegnen!

Und dann kommt auch schon Budapest! Ein schöner Weg führt mich gut ausgeschildert am Donauufer entlang in die riesige Stadt.

4 Kommentare

  • Papa

    Du entdeckst viel mehr als ich vor 35 Jahren mit Ufke. 3 mögliche Gründe:
    1) vor 35 Jahren gab’s das noch nicht wie z.B. die Maria-Valeria-Brücke
    2) wir haben uns nicht genug Zeit genommen
    3) ich hab’s vergessen
    Weiter gute Fahrt !

  • Kathrin

    Ich weiß noch genau wie es war, als wir die Tour an der Donau gemacht haben und irgendwann den Dom von Esztergom von Ferne gesehen haben. Beeindruckend. Wir hatten ganz in der Nähe übernachtet und ihn natürlich am nächsten Tag von innen bestaunt. Leider war unsere Tour ja auch mit Übernachtungen schon vorgeplant, so dass wir nicht so viel Zeit hatten wie du und manches nicht so ausführlich oder auch gar nicht sehen konnten. So erlebe ich jetzt eniges nachträglich, wie schön. Hast du schonmal darüber nachgedacht, aus deinem Block nachher ein Buch zu machen? So schöne einfühlsame , aber auch infomative Texte, wunderbare Bilder. Danke, dass du uns so intensiv teilhaben lässt .

  • Helga & Ulrich Liebermann

    Hallo liebe Anke, danke, dass du uns an deiner großartigen Tour mit allen Schönheiten und Überraschungen teilnehmen lässt. Wir haben gerade gemeinsam deine letzten , schönen Bilder … jetzt aus Ungarn! angeschaut und wünschen dir weiter GUTE FAHRT ! Bleib gesund und pass gut auf dich auf, Helga und Ulrich

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