Regensburg und Passau
13.+16./17.3.2023
Wie schon erwartet schickt mich die Donau durch viele geschichtsträchtige, sehenswerte Städte. Regensburg gehört definitiv dazu! Als erstes begrüßt mich die über 2000 Jahre alte Steinerne Brücke. Die älteste, noch funktionsfähige Brücke über die Donau. Die älteste sogar in ganz Deutschland! Erbaut in der erste Hälfte des zwölften Jahrhunderts ist sie 300 m lang und war damals sehr wichtig für den bestehenden Fernhandel. Nahezu 800 Jahre lang, bis ins Jahr 1935, blieb sie die einzige Brücke, die in Regensburg und im weiten Umkreis als zuverlässiger Donauübergang diente.
Fast 150 Jahre war Regensburg der Mittelpunkt Europas, hier tagte der Immerwährende Reichstag, Kaiser und Könige, Gesandte und Minister gingen tagtäglich im Reichssaal ein und aus. Der Fernhandel auf der Donau spülte immensen Reichtum in die Stadt. Und Regensburg hatte Glück, die Weltkriegsbomben verschonten die Altstadt. Deshalb ist sie heute die besterhaltene mittelalterliche Großstadt Deutschlands und damit Weltkulturerbe.
Nach dem ersten Welterbetitel 2006 für die Regensburger Altstadt folgte 2021 der zweite Titel für den römischen Donaulimes (Nasser Limes). Das spektakulärste erhaltene Bauwerk ist sicherlich die „Porta Praetoria“, das Nordtor des römischen Legionslagers „Castra Regina“. Eingeweiht 179 n. Chr. ist es knapp 2.000 Jahre alt und das einzige erhaltene römische Tor nördlich der Alpen.
Der Regensburger Dom, benannt nach dem heiligen Petrus, zählt zusammen mit dem Kölner Dom zu den bedeutendsten Kathedralen in Deutschland. Mit seinen eindrucksvollen, weithin sichtbaren Türmen prägt das gotische Bauwerk die Silhouette von Regensburg und ist Mittelpunkt der mittelalterlichen Altstadt. Sobald man ihn betritt, fallen die farbenprächtigen Glasfenster aus dem 13. und 14. Jahrhundert ins Auge, die
das Kirchenschiff zum Leuchten bringen. Es sind die umfangreichsten, noch erhaltenen, mittelalterlichen Glasmalereibestände des deutschsprachigen Raumes. Der Dom St. Peter, Heimat der Regensburger Domspatzen, des ältesten Knabenchors Deutschlands, wurde bereits im achten Jahrhundert begonnen, seine endgültige Fertigstellung dauerte bis ins Ende des 19. Jahrhunderts!
Regensburg war auch Heimat des Mathematikers und Astronoms Johannes Kepler, der hier sehr uneingeschränkt seine revolutionären Forschungen über das Planetensystem führen konnte.
Zwei Tage später komme ich nach Passau, meine letzte deutsche Stadt an der Donau vor der Grenze nach Österreich. Auch sie hat mich wieder sehr beeindruckt. Am Dreiflüsse-Eck fließen gleich zwei große Flüsse in die Donau, der Inn und die Ilz. (An dieser Stelle ist der Inn sogar größer als die Donau.) Passau wird deshalb auch Drei Flüsse-Stadt oder das „deutsche Venedig“ genannt. Ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 500 v. Chr. zurück.
Donau, Inn und Ilz bieten hier ein faszinierendes Naturschauspiel. An der Burganlage Niederhaus fließt zunächst die Ilz in die Donau und kurz danach der Inn. Das Wasser des Inns, der in den Schweizer Alpen entspringt, ist grün. Die Donau hat eine blau-braune Farbe. Das Wasser der aus einem Moorgebiet kommenden Ilz ist schwarz. Ein längeres Stück nach dem Zusammenfluss weist der Fluss, der ab hier weiterhin Donau heißt, alle drei Wasserfarben auf. Auffallend ist dabei, wie stark das grüne Wasser des Inns das Wasser der Donau beiseite drängt. Dies hängt neben der zeitweise sehr großen Wassermenge des Inns hauptsächlich mit der stark unterschiedlichen Tiefe der beiden Gewässer (Inn: 1,90 Meter / Donau: 6,80 Meter) zusammen: Der Inn überströmt die Donau. Zwar führt der Inn im Jahresmittel etwas mehr Wasser als die Donau selbst; doch ist dies hauptsächlich auf die Hochwasser des Inns bei der Schneeschmelze zurückzuführen, während die Donau eine deutlich konstantere Wasserführung aufweist. Die Donau führt die meiste Zeit des Jahres mehr Wasser mit sich als der Inn − ein Grund, warum der Fluss in seinem weiteren Verlauf den Namen Donau trägt. Ein weiterer Grund ist die bis Passau zurückgelegte Wegstrecke der Flüsse. (Donau 647 km, Inn 510 km).
Der Stephan-Dom von Passau wurde immer wieder verändert und mehrmals durch Brände zerstört. So wie er jetzt in Passau steht, beherbergt er den größten barocken Innenraum nördlich der Alpen. Seine kunstvollen Malereien werden schon seit sechs Jahren restauriert. Hier stehen noch mehr Gerüste als bei mir zu Hause in der Fiedelerstraße!
Ganz anders als der Dom in Regensburg ist dieser Dom, beide berühren und überwältigen!
Berühmt ist der Dom in Passau außerdem für seine Orgelkunst. Vom Hauptspieltisch können alle 5 Orgeln (die Hauptorgel, die Epistel- und die Evangelienorgel auf den Westemporen, die Chororgel am Eingang zum Altarraum und die Fernorgel auf dem Dachboden (klingt durch das Heiliggeist-Loch)) in der Kirche zum Klingen gebracht werden. Die Orgel ist mit 17.974 Pfeifen und 233 Registern die größte Domorgel der Welt! Leider beginnen die Konzerte erst im Mai – mal wieder bin ich zu früh…
Auch in Passau nehme ich mir wieder einige Zeit und rolle langsam kreuz und quer durch die schmalen Kopfsteinpflastergassen. Die Sonne scheint, der Frühling kommt!
4 Kommentare
Papa
Das mit dem Donauwasser wusste ich nicht, aber hast Du auch berücksichtigt, dass die Donau bei Tuttlingen fast vollständig Richtung Rhein versickert?
Jedenfalls bin ich wieder tief beeindruckt.
Cordula
Einen wunderschönen guten Abend liebe Anke,
hab großen Dank für die wunderschönen Aufnahmen und die nachvollziehbaren Beschreibungen. Eine wunderbare Art, uns teilhaben zu lassen an der Schönheit und Historie. Ich schaue gern auf der Karte wo Du gerade fährst.
Das Wetter ist Dir hold zeigen die Bilder.
Zu Deiner Reise passt der heutige Beitrag bei gmx:
https://www.gmx.net/magazine/reise/isar-neckar-mosel-deutschen-stroeme-37341904
da habe ich sofort an Dich gedacht und siehe da, ein Foto habe ich sofort erkannt.
Ich habe heute, mehr in die nördliche Richtung ausgerichtet, den Film Nordlicht gesehen:
https://www.nordlicht-der-film.de
wundervoll Natur, Tiere, Naturgewalten und Menschen. Ähnliches hast Du ja noch vor Dir.
Bleib gesund❣️
Mit HERZlichen Grüßen für eine inspirierende Weiterfahrt und mit einer LIEBEvollen Umarmung von Cordula
Fahre Deinen Weg mit Ruhe und Gelassenheit,
lass den Lärm außen vor und schaue auf das Licht.
Suche Orte auf,
die Dir gut tun und tue selbst Gutes.
Michael Weisker
Sehr schöne Bilder! In Passau war ich zweimal in meinem Vorleben als Schachspieler zu Ostern und fand es eigentlich ganz urig. Bekannt ist es ja auch durch das „Scharfrichterhaus“ und eher unrühmlich durch die Nibelungenhalle. Auf jeden Fall viel Spaß noch und gute Weiterfahrt
Erika Ann
Liebe Anke, es macht mir Spass Deinen Blog zu lesen und in meinem Kopf mit Dir mitzureisen. Heute hast Du mit den Bildern vom Passauer Dom vergessene Kindheitserinnerungen in mir geweckt. Manchmal springe ich mit Dir gemeinsam in den Fluss und stelle mir das kühle Prickeln und Schauern vor. Besonders spannend finde ich deine zwischenmenschlichen Begegnungen, zB in Bamberg mit meiner Namensvetterin. Ich wünsche Dir eine lebendige Zeit mit Dir und Allem was ist und kommt, Entdeckerinnenfreude und einen robusten Körper! Ich denke an Dich und freue mich auf weitere Berichte von Dir.
Erika (Ann)