Schwarzes Meer – Bulgarien
30.4.-3.5.2023
Nach der Grenze, an der ich mein letztes Geld in Schokolade und Espresso anlege, ist der Verkehr deutlich entspannter. Die Straße schlängelt sich bergan auf eine Hochebene, ich fahre genußvoll Richtung Süden, mit mir viele Motorradfahrer auf ihren Ausflugstouren über die Serpentinen. Solche Gruppen habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Auch Windräder gibt es hier wieder. Man bemerkt oft erst, dass etwas gefehlt hat, wenn es dann wieder da ist!
Dank einer Homepage, in der ein begeisterter Radfahrer sämtliche Strecken Bulgariens sehr detailliert und bebildert beschreibt (www.bgbybike.we.bs), finde ich – wie schon an der Donau so auch hier – wunderbare, einsame Wege. Selbst an dem verbauten Stück vor Varna leitet sie mich durch jetzt noch verlassen Resorts, an Steilküsten entlang, die beeindruckende Ausblicke auf blaues Meer und blauen Himmel bieten und ab und zu zu einer Bucht, an der ich schlafen kann. Am Vormittag kommt ein Fischer vorbei, der mit Gummistiefeln und Schleppnetz nach Garnelen fischt. Freundlich zeigt er mir seinen eher kleinen Fang und bietet mir Wasser an, da er meint, dass die Quelle hier zur Zeit kein gutes Wasser führt.
Und dann komme ich nach Varna (Варна), in die drittgrößte Stadt Bulgariens. Sie beeindruckt mich vom ersten Anblick: in einer Bucht mit weißen Sandstrand gelegen schmiegt sie sich in einen sanften Einschnitt. Links und rechts steile Klippen und grüne Hügel. Ich rolle durch die Nachmittagssonne an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei, werfe einen Blick auf den mit über 6000 Jahren ältesten Goldschatz der Welt, der hier gefunden wurde (das Gräberfeld zählt übrigens auch als der früheste Hinweis auf hierarchische, patriarchische Sozial- und Machtstrukturen) und fahre dann zu Theresa, der Tochter einer Freundin meiner Mutter. Dort wartet auf mich zwar nicht der ersehnte Nachschub an Proteinpulver, dafür aber eine wunderbar heimelige Wohnung mit einem Ausblick über die Dächer von Varna und ein lieber Gruß aus Deutschland. Abends begebe ich mich auf eine Tour durch die nächtliche Stadt und finde das heiße Schwefelbad direkt am Meer, von dem Theresa mir erzählt hat. Wohlig entspannen sich meine Muskeln, wahrend ich auf das Meer und den nächtlichen Himmel schaue. Mein Handy bleibt zu Hause – das Aufladen funktioniert, das Synchronisieren meiner Fotos noch immer nicht so, wie ich das möchte. Ich glaube, es sind einfach zu große Datenmengen…
Am nächsten Tag breche ich auf, nachdem die letzten Kleidungsstücke getrocknet sind. Finde hier dann doch einen Bodybuilder-Shop, der Ersatz für mein veganes Proteinpulver führt und starte in die Hügel Richtung Burgas. Es ist heiß, ich freue mich über jeden Schatten von Bäumen, da ich befürchte, dass meine Haut noch nicht bereit ist für die intensive Bestrahlung der Sonne. Bergauf umgeben mich Fliegenschwärme, bergab kühlt der Fahrtwind. Was es ist hier nicht gibt, sind Autos. Mein Herz ist groß und weit – meine Zufriedenheit ebenso!
Die Berge vor der Grenze in die Türkei bieten mir eine erfreuliche Abwechslung vom Wasser in Flüssen und Meeren: viel Grün, weiterhin leere Straßen und Vorfreude auf das nächste Land. Irgendwo hier habe ich 4000 km seit der Abfahrt in Hannover zurück gelegt.
3 Kommentare
Papa
Hast Du Dir in Varna beim Fischer mit dem Fisch auch etwas Schönes gewünscht? Diese Wünsche sollen in Erfüllung gehen. Aber Vorsicht. Die Lektion von Puschkins Märchen ist nämlich, dass man alles verliert, wenn man zu gierig ist. Danke für den Bericht und die schönen Bilder.
P.S.
Über Deinen hübschen Druckfehler (Varna = drittgrößte Stadt in Rumänien) musste ich schmunzeln.
Im Blog macht das nichts. Aber wenn Du mit dem Fahrrad Varna in Rumänien gesucht hättest, wärst Du immer noch nicht in Istanbul.
Michael Weisker
Sehr schöne Bilder, das Wetter scheint ja schön zu sein in Bulmänien (oder so ähnlich)😉
KAHo
Danke, schon korrigiert.
Gut, dass ich so aufmerksame Leser:innen habe!
Nun bleibt es eine Weile bei Türkei, das ist einfacher 😊