Wien
23./24.3.2023
Auf meinem Weg nach Wien liegt schon das erste Hundertwasser-Gebäude: die von ihm verschönerte Müllverbrennungsanlage.
Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser setzte sich mit zahlreichen Demonstrationen, Aktionen und Architekturprojekten als ökologischer Vorreiter für ein menschenwürdiges Leben in Harmonie mit der Natur ein. An die Stelle einer rein funktionalen Architektur setzte er auf Fensterrecht und Baummieter, unebenen Boden und Wälder auf dem Dach.
„Ich will zeigen, wie einfach es im Grunde ist, das Paradies auf Erden zu haben!“
Da ich nicht so richtig weiß, wo ich in Wien beginnen soll, fahre ich als erstes zum Hundertwasser-Haus. Hier war ich schon Anfang der 2000er mit meinen Kindern auf unserer Reise nach Rumänien. Die Gebäude von Hundertwasser finde ich faszinierend. Der Bahnhof in Uelzen, die grüne Zitadelle in Magdeburg – ich mag das Bunte, Unkonventionelle, Lebendige seiner Architektur. Hoffentlich wird sich auch in meiner neuen Wohnung einiges davon wiederfinden lassen…
Nach meiner ersten (die auch meine letzte sein sollte) Melange wage ich mich in die Innenstadt. Mit dem Handy-Navi geht das wirklich gut! Da verzichte ich dann auch mal auf den Stadtplan aus Papier.
Der Stephansdom ist nicht zu übersehen. Seit 1365 Domkirche, seit 1469 Bischofssitz, von den Wienern kurz Steffl genannt, gilt der römisch-katholische Dom als Wahrzeichen Wiens und wird mitunter auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet.
Insgesamt besitzt der Stephansdom vier Türme: Mit 136,4 Metern ist der Südturm der höchste, ein architektonisches Meisterwerk der damaligen Zeit. Trotz seiner Höhe ist das Fundament weniger als vier Meter tief. Bei seiner Fertigstellung war der Turm für über 50 Jahre das höchste freistehende Bauwerk der Welt! Im ehemaligen Österreich-Ungarn durfte keine Kirche höher als der Südturm des Stephansdoms erbaut werden. So wurde beispielsweise der Turm des Doms in Linz um zwei Meter niedriger gebaut.
Der Nordturm wurde nicht fertiggestellt und ist nur 68 Meter hoch. In ihn befindet sich die Pummerin, die drittgrößte freischwingende Kirchenglocke Europas.
Nach der Besichtigung reicht die Zeit noch für die Tourist Information und eine Apotheke, Voltaren für meine Achillessehne kaufen. Dann wird es dämmerig und ich suche mir einen Platz für meine Hängematte im Prater. Meine Versuche eine Gastgeber:in über warmshowers o.ä. zu finden, war hier nicht erfolgreich. Wien bietet genügend grüne Ecken, wann und trocken soll es auch bleiben, dachte ich mir. Erst am nächsten Tag las ich die Warnungen vor der ZuhälterSzene im Prater. Hat sich aber keiner blicken lassen, nur die üblichen Hundegänger waren unterwegs…
Am nächsten Tag tauche ich so richtig ein! In Österreichs Bundeshauptstadt Wien, die über den Zeitraum mehrerer Jahrhunderte bedeutendste und mit knapp zwei Millionen Einwohnern (mehr als ein Fünftel aller Österreicher:innen leben in Wien) auch größte aller Donaustädte, gefolgt von Budapest (1,7 Mio. Einwohner) und Belgrad (1,6 Mio. Einwohner). Über sieben Jahrhunderte Residenzstadt, ein Mittelpunkt eines Weltreiches, traditionell zu den kulturellen Zentren Europas zählend, Wirtschaftszentrum, Drehscheibe im OstWest-Handel, Kongressstadt, Einkaufsstadt und vieles mehr. Und doch gibt keine gewachsene Stadt am Strom, lediglich die kleine Donau, eigentlich ein Kanal, windet sich durch die Innenstadt. Wien büßte das Wesen einer „richtigen“ Donaustadt im 19. Jahrhundert ein, als mit der ersten Flussregulierung, um weitere Überflutungen zu verhindern, die innere Bindung an den Strom verloren ging.
Ich habe mir in der Nacht eine Tour zusammen gestellt: Wurstelprater (Volksprater), Kohlmarkt, Parlament, Rathaus, Staatsoper, Hofburg, Burgtheater, der Ring, Volksgarten, Maria Theresia Platz, Natur- und Kunsthistorisches Museen, Albertinaplatz, Burggarten mit Denkmälern – mit den Fahrrad ist das kein Ding, es macht Spaß durch die morgendlich leeren Straßen zu fahren.
Am Naschmarkt schließlich mache ich eine lange Pause, gönne mir Linsensuppe und Chai Latte in der Sonne – und lade meine Powerbank 😉
Nach einem Einkaufsbummel in einer Mall außerhalb – inkl ausgiebiger Nutzung des Wifis – fahre ich noch an die richtige Donau, wo 1969 eine Entlastungsrinne ausgehoben wurde und aus dem Material die 21km lange Donauinsel aufgeschüttet wurde: das Freizeitparadies der Wiener und mein zweiter Übernachtungsplatz!
5 Kommentare
Papa
Vergiss nicht, in jedem Donau-Staat mindestens einen Palatschinken, palačinka, palacsinta, plăcintă, placenta, палачинка (palatschinka) zu essen. LG, Papa
Michael Weisker
Fleißig am Fotografieren, da ist man bestens im Bilde👍
eva
… sehr schöne Impressionen – und die Erinnerung, dass ich in diesem Jahr auch wieder nach Wien möchte. Dir weiter eine gute Reise, lg eva
Gertraud Przemuhs
Liebe Anke,
deine Fotos und Berichte über Wien gefallen mir sehr. Die Übernachtungen unter freiem Himmel finde ich sehr mutig und hoffe, dass dir nichts passiert!
Weiterhin viel Glück und gutes Wetter wünscht dir
Gertraud
Cordula
Einen wunderschönen guten Abend noch einmal liebe Anke, nun habe ich etwas aufholen können. Durch Deine inspirierenden Bilder und Berichte hatte ich das Verlangen, etwas mehr über die Donau zu erfahren und bin glücklich mit: https://www.planet-wissen.de/natur/fluesse_und_seen/donau/index.html
Während ich, passsend zu Deinen Fotos den Donauwalzer von Johann Strauss vom Schloß Schönbrunn Orchester höre, erlese ich mir ein bißchen Deine Route und bin begeistert. Dir eine gute Nacht mit HERZlichen Grüßen von Cordula