gen Osten,  Balkan

Die Donau in der Republik Moldau und der Ukraine

24.-25.4.2023

Ich möchte in jedes Land, das an der Donau liegt, reisen und sei es nur kurz. Also auch in die Republik Moldau und die Ukraine! Für beide Länder braucht man kein Visum, das macht es einfacher.

Durch das Gespräch mit Christian in Măcin hatte ich einige Informationen. Er kennt sich gut aus, hat mit den Flüchtlingen gearbeitet. Er versicherte, dass diese Gegend absolut sicher sei. Nur eine Funkstation in 50 km Entfernung wäre zerbombt worden… Auch die Straßen seien mit dem Fahrrad sicher. Mobile Daten werde ich allerdings nicht haben, beide Länder gehören nicht zum EU-Roaming.

Der Anteil Moldaus an der Donau ist der kleinste aller Anrainerstaaten. Nur auf einer Länge von 340 Metern berührte ursprünglich der südlichste Zipfel des Landes die Donau, zwischen Rumänien und der Ukraine kurz hinter Galați. Im Jahr 1999 überließ die Ukraine Moldau in einem Gebietstausch weitere 230 Meter, so dass die Gesamtlänge des moldauischen Ufers nun 570 Meter beträgt.

Vor der Grenze fahre ich wieder an einer ca. 5 km langen LKWs Schlange vorbei. Die Ausreise aus Rumänien geht zügig vorüber. Doch bei der Einreise nach Moldawien steht auf einmal alles – nichts passiert. Eine halbe Stunde, es wird kalt, es wird dunkel. Überall sind Hunde, die ich mit meinen gekauften Leckerlis verwöhne. Irgendwann dann doch: die Schranke öffnet sich, und ich werde durchgewunken. Keine Ahnung, woran es lag.

Nun beginnt die Überlegung wo ich die Nacht verbringen möchte. Das Ufer in der Ukraine sieht auf der Karte einladender aus, so fahre ich die wenigen Kilometer zur nächsten Grenze. Die Ausreise ist auch hier kein Problem. Von dem Grenzsoldaten der Ukraine werde ich erst einmal zurückgeschickt: ich solle über Rumänien fahren. Doch als ich auf der Karte zeige, wo ich hin möchte, macht er sich an die Arbeit: Stempelt, schaut im Computer und holt schließlich eine Frau dazu, die ein wenig englisch spricht. Das ist hilfreich, denn meine wenigen Worte Russisch haben nicht viel geholfen. Die Gepäckkontrolle verläuft sehr oberflächlich. Ich versichere, nur meine Kleidung, Schlafsack und wenig Geld dabei zu haben. Und dann bin ich auch schon drin! In der Ukraine! In dem Land, aus dem Varia und Illia stammen, in dem Land von Elena, Mara, Olena, Maxim und Denys. So viel haben wir in der letzten Zeit von diesem Land gehört.

Wie sieht es hier aus? Nicht viel anders als in den Ländern davor. Als erstes sehr viele LKW! überall stehen sie, fahren sie. Als Nächstes: sehr viel Staub! Die LKW wirbeln den Staub der Straßenränder auf. Auch die Straße selber sind teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Als drittes: sehr viele Hunde. Waren es in den anderen Ländern eher 2 bis 5, so laufen hier 20 im Rudel herum. Gleich bleibt, dass sie viel bellen und nichts tun.

Ich fahre an den Platz, den ich mir auf meiner Karte ausgeschaut hatte und finde dort wirklich einen Strand. Den kennen auch die Jugendlichen des nahe liegenden Städtchens, so dass hier gerade gechillt und gegrillt wird. Ich fahre also 500 m in die andere Richtung und finde dort ein ruhiges Eckchen mit zwei Bäumen für meine Hängematte. Auf der Donau liegen Schiffe in der Warteschlange, wenn auch nicht annähernd so viele wie LKW auf der Straße. Schnell einen Salat von den letzten Einkäufen aus Rumänien gemacht und dann schlafe ich herrlich schaukelnd ein.

Morgens bin ich früh auf, ein schnelles Bad – irgendwie warte ich ja innerlich doch noch auf den Soldaten mit Maschinengewehr, der mich hier wegschickt. Doch es kommen eine Frau mit ihrem Vater und den zwei Hunden. Sie grüßen mich freundlich und fragen nach dem Woher und Wohin.
Ich starte früh so früh, dass ich schon vor acht in Rina bin. Hier ist normaler Betrieb: Autos fahren vor der Schule vor und lassen ihre Kinder hinaus. Die Straße wird gefegt. Menschen gehen zur Arbeit. Es gibt sehr alte Autos und richtig neue Limousinen und SUV. Nur Pferdewagen sehe ich nicht.

Sehr lange kann ich nicht in der Ukraine fahren, am Schwarzen Meer gibt es keinen Grenzübergang. Also fahre ich durch Wiesen und Felder zur nächsten Fähre, die mich wieder zurück nach Rumänien bringen wird. Ab und zu Soldaten und MilitärFahrzeuge, von dem Krieg merkt man hier nicht viel.

Auf der Homepage der Fähre stand, als Autofahrer solle man 1 Stunde vorher da sein. Ich komme 40 Minuten vor der Abfahrt und fühle mich auf der sicheren Seite. Doch dann geht es los: Anstehen am ersten Schalter, es dauert. Irgendwann werde ich vorgelassen, bekomme mein Pass zurück, werde durchgewunken und nach vorne geschickt. Dachte ich zumindest… Nach 500 m fragt mich die Grenzsoldatin nach einem zweiten Stempel „Custom Control?“. Ich frage: Где? gdje? wo? Sie schickt mich zurück. Ich stehe wieder an demselben Schalter wie vorhin, bekomme dort meinen zweiten Stempel und werde (auf Englisch) in ein Gebäude geschickt, um das Ticket zu kaufen. Dort gibt es zwei Automaten und eine lange Schlange vor dem Schalter „Banka“. Einer der beiden Automaten ist kaputt. Ich stelle mich bei dem zweiten an, da die Schlange an dem Schalter sehr lang ist. Kurz bevor ich dran bin, verstehe ich, dass der Automat nur Geldscheine nimmt und keine Karte. Also doch zum Schalter. Eine Frau mit zwei Kindern, die mir schon die ganze Prozedur immer wieder zugelächelt hat, holt mich zu sich nach vorne. Ich bestelle die Karte: Velociped! Die Frau an der Kasse ist überfordert, weil mein „Velociped“ kein Kennzeichen hat. Ein Mann hinter mir mischt sich ein und versucht die Sache zu beschleunigen. Das Ticket soll drei Euro kosten, doch meine Karte funktioniert nicht. Ich habe noch den zehn Euro Schein, den ich in Kroatien geschenkt bekommen hatte. Mit ihm ist es kein Problem. Ich bekomme fünf Euro und den Rest in ukrainischen Geld zurück. Nun aber schnell. Ich habe das Ticket, (das nie kontrolliert werden wird), alle Stempel, ein Lächeln auf den Lippen und erreiche die Fähre als das Rolltor sich gerade geschlossen hat. – Für mich geht es noch einmal auf. Ich fahre mit Schwung über den breiter werdenden Spalt hinweg und habe es geschafft!
Schon wieder um eine Erfahrung reicher! Ich habe die Ahnung, dass dies nicht der komplizierteste Grenzübergang gewesen sein wird…

Dies war aber die letzte Überquerung der großen Donau! Ich bin nun schon im Donau-Mündungsdelta angekommen, das rund 800.000 Hektar Fläche umfasst (davon rund 680.000 Hektar in Rumänien). Der nördliche Kilij-Arm bildet weiterhin die Grenze zur Ukraine, die beiden südlich gelegenen Mündungsarme sind wieder auf beiden Ufern rumänisch. Ich freue mich schon, diese in den nächsten Tagen zu erforschen! Und die Ukraine möchte ich unbedingt noch einmal ausführlicher bereisen!

5 Kommentare

  • Papa

    Vielen lieben Dank für den Bericht und die Fotos. Die neue (gebrauchte IPhone) Kamera hat sich gelohnt. Wir freuen uns schon auf den nächsten Blog Eintrag.

    • Claudia Bruschke

      Toller Bericht und danke für den kurzen Eindruck aus der Ukraine. Als Land mit seinen Menschen. Und nicht nur als Land im Krieg in den Nachrichten. Spannende Weiterreise beim Erkunden des Donaudeltas. LG

  • Tina

    Meine liebe Weltenbummlerin, jetzt bist du schon so lange weg und ich lese deine spannende Geschichte. Ich denke oft an dich und drücke dich aus der Ferne. Pass auch auf dich auf und genieße deinen Trip. Wir freuen uns schon auf dich, wenn wir zusammen im Garten schaukeln und du uns von deinen Abenteuern erzählst. hdl Tina ❣️

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